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Sophokles‘ Antigone am WG vor 115 Jahren und heute

11.06.2012: Das Braunschweiger Tageblatt vom 31. März 1897 berichtete über eine Aufführung von Sophokles`Antigone vom „Neuen Gymnasium“. Geschichtskenner der 127jährigen Geschichte des heutigen Wilhelm-Gymnasiums wissen, dass die Schule als „ Herzogliches Neues Gymnasium“ gegründet wurde und erst seit 1906  den Namen „Wilhelm-Gymnasium“ trägt.

Wer den Text des Tagesblattes aufmerksam liest und einer der beiden  jüngsten Aufführungen der Antigone in der Aula des Haupthauses entweder am 5.6. 2012 oder am 11.6. 2012 beigewohnt hat, wird gewisse Parallelen feststellen.

„Der Saal war wiederum bis auf den letzten Platz besetzt und sämmtliche Anwesenden folgten der Entwicklung des Dramas mit offensichtlich tiefem Interesse. In der That gibt es kein anderes Werk eines alten Dichters, das in seinem Grundgedanken dem modernen christlichen Empfinden so nahe stände, wie die Antigone des Sophokles, weshalb es auch begreiflich erscheint, dass gerade dieses Stück oftmals zur Aufführung in unserer Zeit gewählt wird.<…>  Ueber die gestrige Aufführung <…> ist nur durchaus Lobendes zu sagen.
<…> Der musikalische Theil <…> fand durchweg eine vortreffliche Durchführung, wobei besonders noch die Partien des Pianisten Tizian Raschpichler (9.-Klässler) Hervorhebung verdienen.
In gleicher Weise wurden die Darsteller der Sprechrollen ihren Aufgaben gerecht. Von diesen bietet die Hauptschwierigkeit die des Kreon, und man muß anerkennen, dass dieselbe durch den gestrigen Darsteller (den 11.-Klässler Benjamin Diethelm) in einer Weise verkörpert wurde, die über das hinausgeht, was man sonst von einem Dilettanten erwarten darf. Der stolze König, an dessen erhabener Auffassung von seiner Herrschermacht alle anderen Gefühle abprallen, kam ebenso überzeugend zur Geltung wie zum Schluß der durch die höhere Macht gebeugte, völlig zerschmetterte Mann. Sehr anerkennenswerth war auch die Darstellung der Antigone (11.-Klässlerin Anna Krause), besonders bei dem Höhepunkt dieser Rolle, der ergreifenden Abschiedsscene. Das Gleiche gilt von dem Teiresias, den der 12.-Klässler Jens-Erik Möhle in trefflicher Weise verkörperte. Die übrigen Mitwirkenden, Ismene (Vanessa Niemitz, 10. Jahrgang), Haimon (York Steifensand, 11. Jahrgang), der Bote (Arne Hilgendag, 11. Jahrgang) und die beiden Weisen (Franziska Bormann und Mailin Hadamke, 11. Jahrgang) wurden ihren Rollen gleichfalls in vollem Maße gerecht. Cedric Schiebe (11. Jahrgang) kam seiner Aufgabe als Souffleur gewissenhaft nach. Ihm ist ebenfalls zu danken für die Gestaltung der Werbung. Die Ausstattung war, sowohl was Scenerie wie Costüme anlangt, würdig und geschmackvoll. Somit dürfen die Veranstalter der Aufführung (die Lehrkräfte Sören Conrad, Jutta Paul, Robin Heydenreich, Annette Feldmann) das Bewusstsein haben, daß die Mühen  und der Eifer, mit welchen offenbar die Einstudierung betrieben ist, durch den errungenen Erfolg voll belohnt sind. Ein Beweis hierfür wird ihnen der lebhafte, sich immer wiederholende Beifall des Publikums am Schluß des Dramas gewesen sein <…>. Zum Ende des Schuljahrs wird es eine weitere, dritte Aufführung geben. Wir können allen Denjenigen, welche nicht Gelegenheit hatten, die gestrige Aufführung zu sehen, einen Besuch der nächsten nur empfehlen.“ (frei nach dem oben zitierten Text des Tageblattes vom März 1897)

Alle(s) zusammengebracht und -gehalten hat bis zum lohnenswerten Ziel Griechischlehrer Sören Conrad. Ihm gebührt Lob und Anerkennung für sein außerordentliches Engagement.  Ein großes Lob und herzlichen Dank an die eifrigen Griechischschülerinnen und -schüler der Oberstufe für diesen nachhaltig beeindruckenden Theaterabend, dem viele Stunden Arbeit am Text und auf der Bühne, Gespräche, Proben und kritische Auseinandersetzung vorausgingen.
Schülerinnen und Schüler, weiter so!, wir wollen und können keine hundertfünfzehn Jahre warten auf eine nächste Antigone-Aufführung im WG!

Antje Ute Möhle

 

 

 

 

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