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Berichte
2015
Januar - Juli
Stolperstein für Heinrich Jasper
Frau Salzmann während der Verlegung des Stolpersteins für Heinrich Jasper am Morgen desselben Tages
von Jutta Salzmann
verlesen von Rainer Jaeger
viele Gedenkorte sind Orte, zu denen man bewusst hingehen muss, zentral oder auch abseits gelegen, in jedem Fall meist nicht dort, wo die Menschen sich in ihrem Alltag sowieso aufhalten.
Das ist das ganz Besondere an dem Stolpersteine-Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig: Es bringt als dezentrales Erinnerungsprojekt die Opfer des Nationalsozialismus namentlich wieder an die Orte zurück, an denen sie gelebt, gearbeitet oder gelernt haben.
Und dadurch, dass Menschen über die kleinen Messingplatten mit den eingravierten Namen und Daten quasi „stolpern" und innehalten, kommt eine Diskussion und Auseinandersetzung in den jeweiligen Häusern, Nachbarschaften, Institutionen, Schulen und Kommunen in Gang. Wir erleben das in Braunschweig seit nunmehr fast 10 Jahren, seit wir 2006 mit der Verlegung der ersten Stolpersteine begonnen haben.
Das Wilhelm-Gymnasium hat im Rahmen der Aufarbeitung seiner Geschichte von 1933 - 1945 mit dem Verein Stolpersteine Kontakt aufgenommen. Rainer Jaeger und sein – viel zu früh verstorbener – Kollege Markus Schmitz haben sich 2007 mit der Bitte an uns gewandt, für ehemalige jüdische Schüler Stolpersteine vor der Schule zu verlegen. Schülerinnen und Schüler des WG haben daraufhin recherchiert und am 4. Dezember 2007 in einer eindrucksvollen Präsentation im Amtsgericht die Ergebnisse ihrer Recherchen vorgestellt. Seit dem 23. Mai 2008 liegen nun vor dem Eingang dieser Schule Stolpersteine für Otto Lipmann, Bruno Mielziner und Norbert Regensburger.
Uns als Verein ist – neben dem Verlegen der Stolpersteine – die Zusammenarbeit mit Schulen mindestens genauso wichtig.
Schülerinnen und Schüler begeben sich auf die Suche nach Spuren vom Leben ganz konkreter Menschen, die in Braunschweig gelebt haben, genau wie wir. Die Suche nach Spuren und die Identifizierung mit einer Familie führen zu Fragen nach den Ursachen, zu der Frage, wo heute Diskriminierung und Ausgrenzung drohen oder bereits Realität sind und zu der Frage, was jede und jeder Einzelne dagegen tun kann. Schülerinnen und Schüler werden zu Bürgerinnen und Bürgern mit Zivilcourage.
Der Mann, für den heute Morgen ein Stolperstein verlegt worden ist, ist ein Vorbild für demokratische Überzeugung, Zivilcourage und Standfestigkeit. Er hat den höchstmöglichen Preis dafür gezahlt.
Und so freuen wir uns sehr, dass aufgrund der Initiative des WG und mit Unterstützung der SPD nun für Dr. Heinrich Jasper ebenfalls ein Stein vor dem Haupteingang der Schule liegt.
Die Schülerinnen und Schüler des WG werden ab jetzt jeden Morgen auch an diesem Stein vorbeigehen und werden so „en passant" daran erinnert, wie bedeutsam es ist, sich einzumischen und sich gegen Ausgrenzung und Rassismus einzusetzen und an der demokratischen Gestaltung unserer Gesellschaft mitzuwirken.
Prof. Dr. Ernst-August Roloff: Heinrich Jasper – Wort des Gedenkens
Dr. Heinrich Jasper Gedenkstunde am 29.06.2015
Stolperstein für Heinrich Jasper
Stolpersteine für Braunschweig Förderverein e.V.