Home
Berichte
2018
August - Dezember
15.09.2018: Ein absurdes Lügenkonstrukt – das ist der Hauptbestandteil des diesjährigen Theaterstücks der Arbeitsgemeinschaft „Antikes Theater“ unter der Leitung von Herrn Conrad. Das Stück heißt „Mostellaria“, wurde geschrieben von Tobias Wallner und Clara Brakebusch und ist der gleichnamigen Komödie des Plautus von ca. 200 v. Chr. nachempfunden.
Das Stück „Mostellaria – Unverhofft kommt oft“ wurde meiner persönlichen Einschätzung nach für schulische Verhältnisse sehr gut inszeniert.
Dabei sticht besonders die eigens komponierte und live dargebotene Musik von Jannis Osterburg sehr positiv hervor, die dem Stück eine gute Atmosphäre bietet, sich allerdings teilweise mit dem ansonsten leicht trashigen Flair des Stücks beißt.
Dazu gehören natürlich einerseits die Kostüme, die sehr in ihrer Akkuratesse bezüglich des historischen Kontexts differieren, darunter lange, recht moderne Abendkleider auf Seiten von Philematia und Delphia, einfache Alltagskleidung mit kurzer Hose auf Seiten von Philolaches, mehr oder weniger authentische Togae bei Tranio und Simo oder auch das klassische Hawaiihemd von Callidamates.
Der Untertitel „Unverhofft kommt oft“ wurde an einigen Stellen im Drehbuch verwendet und war für den aufmerksamen Zuschauer ein netter Gag, so er denn auch den Untertitel vor Ansehen des Stücks bereits kannte.
Längen gab es meiner Auffassung nach nur wenige, alles in allem war das Stück für eine Komödie mit einem Alter von mehr als 2200 Jahren recht gut an die heutige Zeit angepasst. Als Alternative zum normalen Unterricht eignete es sich zweifellos.
In einem Stück, das etwa ca. 80 Minuten (inkl. Pause) lang ist, wird dem Zuschauer von einem Sklaven, Tranio (Isabell Pflug) vorgeführt, wie gut ein spontan gesponnenes Netz aus Lügen funktionieren kann, oder eben auch nicht. Doch beginnen wir am Anfang.
Das Stück beginnt mit einer Unterhaltung zwischen zwei Sklaven, einer von ihnen ist der bereits erwähnte Tranio, der andere heißt Grumio (Clara Brakebusch). Beide sind Sklaven des Theopropides (Tobias Wallner). Wie der Zuschauer im Verlauf des Dialogs erfährt, ist dieser bereits seit einiger Zeit auf Reisen, um Schulden einzutreiben.
Die beiden Sklaven verkörpern sehr unterschiedliche Charaktere: Tranio auf der einen Seite denkt nur an das Jetzt; während sein Herr auf Reisen ist, gibt er zusammen mit dessen Sohn, Philolaches (Gabriel Gehrke), einen Großteil des Geldes des Herrn aus, welches dieser ihm anvertraut hatte.
Grumio auf der anderen Seite rügt ihn dafür bereits in dieser ersten Szene und warnt ihn, dass der alte Herr – Theopropides – sicher bald zurückkomme und es ihm dann an den Kragen gehen würde – ein recht simpler Akt des Foreshadowings. Grumio ist seinem Herrn offensichtlich ein treuer Diener und will ihm und seiner Familie tatsächlich nur das Beste.
An diese Szene anschließend, tritt nun Philolaches selbst auf, in einem Monolog denkt er weh- und reumütig an die Zeit zurück, als sein Vater noch bei ihm war und er noch ein vorbildliches Leben führte. Er verortet den Wendepunkt in dem Moment, als er sich verliebte, nämlich in die Sklavin Philematia (Janina Haeßer). Diese hat er für 40 Minen freigekauft, die er nun noch dem Geldverleiher Misargyrides (Daniel Liu) schuldet.
Zu ihm auf die Bühne treten nun besagte Philematia und deren Freundin Pinacia (Hannah Volkers), eine Sklavin des Callidamates(Sebastian Ballwanz).
Philolaches tritt zur Seite, außerhalb des Blickfelds der beiden, und kommentiert lediglich ihr Gespräch. In diesem kritisiert Pinacia Philematia dafür, dass diese sich lediglich Philolaches zuwendet und sich keinerlei andere Optionen offen hält, während Pinacia sich hauptsächlich um ihr Aussehen sorgt.
Als es ihm zu lange dauert, interveniert Philolaches hervortretend und schickt Pinacia weg.
Callidamates, Philolaches‘ Saufkumpan, gesellt sich zu den beiden, begleitet von seiner Geliebten, Delphia (Hannah Volkers), und einer weiteren Sklavin in seinem Besitz, namens Phanisca (Deborah Diethelm).
Betrunkenheit scheint für Callidamates der Normalzustand zu sein, denn so verhält er sich und erwähnt auch im nachfolgenden Gespräch, dass er „ziemlich voll“ sei.
Vorher schickt er jedoch seine beiden anwesenden Sklaven mit dem Auftrag weg, ihn zur rechten Zeit wieder abzuholen, um mit seinen Freunden allein zu sein.
Die Szene wechselt und der Zuschauer hat eine Art antike Disco vor sich; bunt leuchtende Lampen und extrem gleichförmige elektronische Musik. Sie ist vor Theopropides‘ Haus aufgebaut.
Die vier Personen, die sich dort aufhalten, sind dieselben wie in der letzten Szene; sie unterhalten sich auf Sitzsäcken liegend, während Callidamates den Zuschauer mit dem bestechenden Charme des Betrunkenen auf seine Seite zieht.
Plötzlich wird die Idylle jedoch von Tranio gestört, der panisch auf die Bühne läuft. Er berichtet Philolaches, dass er dessen Vater am Hafen gesehen hätte und fürchtet nun, wie Grumio bereits angedeutet hatte, um sein Leben, da er nicht gut auf das Geld des Theopropides aufgepasst hat.
Er befiehlt jedoch dem ebenfalls in Panik geratenen Philolaches, mit den anderen Dreien vor dem Haus alles wegzuräumen, sich im Haus zu verkriechen, still zu sein und ja nicht die Tür zu öffnen.
Allein zurückgelassen, wartet Tranio nun vor dem Haus auf Theopropides.
Doch zuvor bekommt er noch einen kurzen Besuch von Grumio, der Tranio hämisch darauf hinweist, dass dieser noch vor Stunden vollkommen unbesorgt bezüglich der Heimkehr des Herrn war und sich nun ins Hemd mache, obwohl er von Grumio gewarnt worden war.
Zur Seite tretend schickt Tranio schließlich auch Grumio weg ins Haus.
Kurze Zeit später tritt tatsächlich Theopropides auf. Er wird begleitet von einer Gefährtin (Hannah Knerich); später wird sie als Scapha vorgestellt. Ähnlich wie Philematia ist sie eine ehemalige Sklavin, die Theopropides freikaufte, nachdem er sich in sie verliebt hatte.
Um Theopropides von seinem Vorhaben, in sein Haus zu gehen, abzubringen, da dieser sonst das Chaos drinnen sehen würde, tritt Tranio hervor und erzählt eine wilde Geschichte von einem Fluch, der auf dem Haus liege, seit der Vorbesitzer des Hauses einen Gast in ebendiesem Haus umgebracht und dort verscharrt habe. Dieser Gast sei Philolaches im Traum erschienen und habe ihn gewarnt, dass das Haus dringend verlassen werden sollte.
Theopropides glaubt diese Geschichte fürs Erste und eilt tatsächlich mit Scapha davon, welche ihr allerdings eher skeptisch zu begegnen scheint.
Tranio hingegen überlegt gerade fieberhaft, wie er sich noch aus der Affäre ziehen könnte, als Misargyrides, der Geldverleiher, auftaucht und von Tranio das Geld zurückfordert, mit dem Philolaches einst Philematia freigekaufte.
Theopropides kommt unverhofft zurück, nur mitbekommend, dass Tranio Misargyrides Geld schuldet, ohne zu wissen, wofür, bevor der Geldverleiher weggeschickt wird. Da Misargyrides Tranio nicht vertraut, will er jedoch von Theopropides die Bestätigung haben, am nächsten Tag von ihm das Geld zu erhalten. Diese gibt der alte Mann ihm auch, nachdem Tranio ihm erzählte, dass von dem Geld ein Haus gekauft worden sei.
Das Haus, welches Tranio ihm als das erworbene präsentiert, ist das des Nachbarn, Simo (Jonas Day), welchen Tranio, Theopropides und Scapha tatsächlich vor besagtem Haus antreffen. Unter dem Vorwand, sein Herr wolle Umbauten in dessen Haus nach dem Vorbild von Simos Haus vornehmen lassen, überredet Tranio Simo zu einer möglichen Besichtigung des Hauses, während sich Theopropides und Scapha etwas im Hintergrund halten.
Während jener Besichtigungstour, in der Theopropides und seine Gefährtin die Feinheiten des Hauses bewundern, erzählt Tranio von einem Bild einer Krähe, die zwischen zwei Geiern hockt und diese zum Narren hält. Um das Ganze zu verdeutlichen, hockt sich Tranio zwischen die beiden.
Sie verstehen seine Anspielung jedoch nicht.
In der nächsten Szene tritt Phanisca alleine auf, sie hält einen Monolog über das Dasein von Sklaven, wie sie sich zu verhalten haben, um möglichst viel Ärger aus dem Weg zu gehen. Dabei kritisiert sie auch Pinacia, welche, anders als befohlen, zu viel Zeit mit Philematia verbringe und die dafür bestraft würde.
Tatsächlich gesellt sich Pinacia kurz darauf auch zu Phanisca, um Callidamates nach dem Trinkgelage abzuholen. Auf dem Weg beleidigen sie sich gegenseitig.
Die Szene wechselt erneut, nun sind Theopropides, Scapha und Tranio, aus dem Haus des Simo hinaustretend, zu sehen. Tranio wird für den angeblichen Kauf gelobt, besonders für den niedrigen angegebenen Preis von zwei Talenten. Die vierzig Minen, die Misargyrides zurückforderte, seien nur eine Anzahlung gewesen.
Während Theopropides stolz zu sein vorgibt, immer so gut auf die Taten Tranios aufgepasst zu haben, dass dieser ihn nicht betrügen konnte, zeigt sich nur Scapha noch skeptisch gegenüber Tranios Geschichten. Um Nachforschungen anzustellen, schlägt sie gegen Ende der Szene auch einen anderen Weg ein als ihr Partner.
In der Zwischenzeit sind Phanisca und Pinacia vor Theopropides‘ Haus angekommen und wundern sich über die ungewohnte Stille. Auch dass, wie von Tranio befohlen, niemand auf ihr Klopfen die Tür öffnet, irritiert die beiden.
Plötzlich taucht der Besitzer des Hauses auf. Er ist irritiert, dass die beiden trotz des angeblichen Fluches am Haus klopfen und bezichtigt die beiden der Lüge, als sie ihm erzählen, dass sein Sohn dort regelmäßig Trinkgelage abhalte und auch Tranio sein Geld in seiner Abwesenheit verschleudert habe.
Tranio und von ihm unbemerkt auch Scapha sind währenddessen zur Hintertür in das Haus eingetreten und treffen dort auf besagte Trinkgesellschaft. Während Tranio Philolaches Bericht erstattet, erfährt dort auch Scapha wie ihr Partner von den Lügen des Tranio.
Theopropides will die Berichte der beiden Sklaven verifizieren und sucht daher Simo auf. Von diesem wird ihm bestätigt, dass sein Haus niemals verkauft wurde und Tranio den alten Herrn angelogen hat. Um Tranio eine Lehre zu erteilen, bittet er Sumio um Hilfe, indem er sich dessen Sklaven Sostrates (Johann Steifensand) und ein paar Riemen ausleiht.
Bei diesem Anblick erkennt Tranio, dass er aufgeflogen ist möchte sich leise aus dem Staub machen, als Grumio aus dem Haus kommt und ihn anruft. Da wird auch Theopropides auf ihn aufmerksam und stellt ihn gemeinsam mit Scapha zur Rede. Im Laufe des Gesprächs gibt Tranio auf und gibt Fersengeld.
Da hetzt Theopropides Sostrates auf ihn, um ihn zu fassen; als Bestrafung wird Tranio ausgepeitscht.
Callidamates und Delphia treten aus dem Haus und gesellen sich zu ihnen. Delphia bittet um Gnade für Tranio, der bereits mit dem Strick um den Hals auf seine Hinrichtung wartet, und bemüht sich vermittelnd, die Strafen, die Theopropides, welcher ohnehin von der betrunkenen Art des Callidamates genervt ist, auszusprechen gedenkt, im folgenden Gespräch möglichst gering zu halten.
Schließlich wird die Gesellschaft auch noch durch die Anwesenheit von Philolaches beehrt. Dieser bittet seinen Vater um Vergebung und Milde. Als Vermittlerin zieht Delphia ebenfalls die Parallele zwischen dem Kauf von Philematia und dem Kauf von Scapha, um Theopropides vor Augen zu führen, dass nicht nur der jugendliche Übermut Auslöser solcher Taten ist.
Schließlich lässt zwar Theopropides Gnade walten, sodass Callidamates vorschlägt, doch zusammen einen trinken zu gehen, beim endgültigen Abgang aber schubst Grumio noch nebenbei Tranio vom Podest, sodass er am Galgen baumelnd stirbt.
J. Hirschler