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Berichte
2019
August - Dezember
Bildquelle: pixabay
08.12.2019: Das Ende einer Beziehung … war auch in der Antike schon nicht leicht. Und selbst Helden waren vor ihr nicht sicher, wie der trojanische Heros Aeneas erfahren musste.
In dem Epos Aeneis beschreibt der römische Dichter Vergil die Flucht des Helden Aeneas aus dem brennenden Troja und seine beschwerliche Suche nach einer neuen Heimat. Bevor er diese nach aufopferungsvollen Irrfahrten und harten Kämpfen findet, gelangt er unter anderem nach Karthago, wo sich die Königin Dido ein neues Reich erbaut hat.
Aeneas und Dido verlieben sich und erleben unbeschwerte Tage, bis die Götter den Helden an seine Pflicht erinnern und dieser sich anschickt, recht heimlich mit seinen Gefährten das Weite zu suchen. Der eA-Kurs Latein hat die Rede der Dido an den scheidenden Helden übersetzt, in der sie ihm bittere Vorwürfe macht und schließlich doch anfleht, sich zu besinnen.
Wie könnte der Held auf die Rede Didos antworten? Der eA-Kurs Latein hat auf diese Frage kreative Antworten gefunden:
Dido, ich kann dir nur eins sagen: Ich wollte das alles nicht so, wie es gekommen ist. Was sollte ich denn nur tun? Ich könnte nicht damit leben, mich dem Willen der Götter zu entziehen. So habe ich schon einiges durchgemacht, das auch ich nicht erwartet hätte. Aber trotzdem stehe ich zu meiner Entscheidung. Wieso flehst du mich nur so an? So wird das alles nur noch schwieriger für mich! Ich verlasse dich nicht mit Freude und werde auch nie vergessen, was hier bei dir passiert ist. Ich danke dir für diese Zeit, aber ich muss meiner Bestimmung folgen. Ich kann nicht anders. So viele Dinge warten in naher Zukunft noch auf mich, wie könnte ich das alles einfach so wegwerfen? Es ist nicht so, dass ich dich nicht verstehen könnte. Doch was ist mir denn übrig geblieben? Diese prophezeite Zukunft kann ich doch nicht einfach links liegen lassen. Du bist eine gute Königin, Dido, das weiß ich, kannst du mich also nicht verstehen? Würdest du nicht auch alles tun, um dein Volk zu schützen? Denn ich muss meines erst wieder aufbauen. Stell dir vor, dein Volk wäre zerschlagen und auf der Flucht und nur du bist der Baustein, der alles wieder zusammenfügt. Würdest du diese Möglichkeit nicht ergreifen? Es tut mir leid, aber meine Entscheidung steht fest, ich werde absegeln. Aber dich vergessen, das kann ich – glaube ich – nie. Nun liegt es an dir, was du daraus machst, aber ich hoffe du kannst meine Entscheidung am Ende doch noch irgendwie nachvollziehen. (Lina Minnich)
Liebe Dido,es tut mir leid, dein Vertrauen zu brechen. Ich weiß, ich hätte ehrlich zu dir sein müssen, doch hielt ich mein Schweigen für eine bessere Lösung. Eines Tages wirst du verstehen, warum ich gehen musste. Als die Götter mir damals mein Schicksal eröffneten, mich zwangen nicht zu kämpfen und mein Volk verteidigen zu können, war ich auch wütend und wollte ihre Entscheidung nicht akzeptieren. Doch ich bin gegangen. Ich habe schon eine schlimme Irrfahrt überstanden, die mich zu dir führte. So werde ich auch die zweite überstehen, denn ich habe die Götter auf meiner Seite. Vielleicht ist das Opfer für diese Fahrt zu hoch, doch musst du verstehen, wo das Ziel liegt. In meinen Händen liegt die Verantwortung für alle kommenden Generationen meines Volkes. Ich werde mich meiner Verantwortung nicht abwenden, sondern mein Schicksal erfüllen. Vielleicht werde ich in Zukunft irgendwann die Möglichkeit bekommen, zu dir zurück zu reisen. Doch bis dahin sei tapfer und halte durch! Du bist genau so Königin, wie ich mich mit meinem Volk rette. Du trägst auch Verantwortung. Vergiss dies nicht. Wir, in unseren Positionen, müssen das Gemeinwohl über unsere persönlichen Wünsche und Bedürfnisse stellen. Lebe wohl! Dein Aeneas (Emma Herrmann)
Liebste Dido, beruhige dich doch! Tatsächlich hat das Gerede der Leute die Wahrheit an dich herangetragen. Du solltest sie auch erhalten, oh meine Gattin! Nur nicht hier, zu dieser Zeit, auf diese Weise. Niemals hätte ich das jetzt so wohlbekannte Ufer ohne dein Wissen hinter mich gelassen. Und glaube mir, ich tue es auch jetzt nicht gern. Unsere Ehe war für mich ein Fels in der Brandung in dem riesigen Ozean, auf welchem ich, ja, sogar im Winter, fortwährend treibe. Aber so sehr ich es wünschte, mein Ziel ist sie nicht. Ich bin betraut mit einem Auftrag, der mich alles, was auf meinem Weg liegt, zurücklassen lässt. Sieh, all diese tüchtigen Männer! Zehn Jahre Krieg und noch so viel mehr Krieg auf der Reise, zu Lande und zu Wasser, gegen Stürme und Zyklopen, haben sie überlebt. Haben sie nicht eine neue Heimat verdient? Und nicht nur sie, sondern auch ihre Kinder und Enkel? Ich bin ein Entsandter, auf der stetigen Suche nach dem so angepriesenen Italien, welches ihnen ihre neue Heimat geben soll. Ich kann ihnen diese unmöglich verwehren, ebenso wenig wie allen kommenden Generationen. Ich bin es, der die Verantwortung für sie und die Entstehung ihrer neuen Heimat auf meinen Schultern trägt. Kennst du dies nicht auch? Manchmal ist es nötig, eine Entscheidung für das größere Wohl anstatt für sein eigenes zu treffen. Und dieses größere Wohl weisen mir die Götter, mild und doch bestimmt, sodass ich, seit das altehrwürdige Troja fiel, mein Schicksal kenne. Und so sehr mich unsere Liebe auch hier in Karthago hält, das Schicksal ist mächtiger als wir beide! Doch verzweifle nicht! Auch du kannst dein Glück finden. Führe dein Volk weise, sei ihnen eine gute Königin und erfülle deine Pflicht. So ordnen wir beide uns dem unter, was der göttliche Wille ist und unseren Völkern Frieden und ein lebenswertes Leben beschert. Erinnere dich immer daran! Leb‘ wohl! (Valea Elß)
Königin Dido! Kommt zu euch! Eure Beschuldigungen weise ich von mir. Man kann nicht hintergehen eine Liebe, die man nie geliebt hat. Eine wilde Liebesnacht war es, nicht mehr. Woraus schließt ihr meine Verehrung zu Euch? Die Götter schickten mich aus dem brennenden Troja zu euch auf die Reise, um eine Heimat zu finden. Wohl nicht hier, in Karthago. Zu viel Zeit verbrachte ich hier, die Götter, sie erinnern mich an meine Pflicht. Verschwendete Zeit war es. Nun mich einer Frau rechtfertigen zu müssen. Zeitverschwendung! Vor Euch steht Aeneas: DER AUSERWÄHLTE! Weicht zur Seite, lasst mich gehen. Frauen in Staatsangelegenheiten, eine Enttäuschung, es gehört verboten! Zu leicht ablenken lassen sie sich. Von pflichtbewusstem Handeln nie etwas gehört. Staatsführung ist und bleibt Männersache. Nachkommen zeugen und Ablenkung für die harte Arbeit der Männer bieten ist schließlich deren eigentliche Berufung. Dido, o lächerliche Dido. lasst mich ziehen, findet euer eigenes Fatum! (Helena Bothe)
D. Duwe