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Berichte
2019
Januar - Juli
02.07.2019
Am ersten Juli durften interessierte Klassen der diesjährigen Vorführung der AG „Antikes Theater“, unter der Leitung von Sören Conrad, beiwohnen. Hierbei passte es wie die Faust aufs Auge, dass ausgerechnet in den Kalenden des Juli ein Theaterstück über die Ermordung des Gaius Julius Caesar Programm war.
Eröffnet wurde das Theaterstück durch eine Szene, die sofort die Antipathie des Brutus, verkörpert durch Jonas Day, gegenüber seinem Vater Gaius Julius Caesar, gespielt von Tobias Ballwanz, zum Ausdruck brachte. In einem beinahe schon profan anmutenden Gespräch zwischen Brutus, Caesar und dem von Florian Wallner gespielten Octavian wurde schnell klar, wie benachteiligt und bevormundet sich der schon durch seinen Namen als stumpfsinnig geschlagene Brutus fühlt.
Die extrem überspitzte und nicht minder geniale Mimik hatte einen teilweise schon aggressiven Unterton, welcher als Innuendo auf das, was noch so unweigerlich kommen mochte, diente. Überzeugend war auch der sich mit angewinkelten Armen nur ganz kleinlaut voran wagende Steffen Bröring, welcher den Diener des Caesar, Theodosius, spielte.
Die Treffen von Brutus und seinen Mitverschwörern Decimus (Niklas Mühlhausen), Cassius (Simon Langen) und Longus (Jannis Osterburg) reichten vom Saufgelage, in dem sich die Genannten immer weiter aufschaukelten, bis hin zu einer Selbsthilfegruppe, in der das Verschwörer-Quartett plötzlich mit einem Erzählball spielte wie eine Katze mit dem Wollknäuel.
Wie so oft in antiken Fehden haben auch hier die Götter ihre Finger im Spiel, namentlich die stirngeborene Minerva (Virginia Krala) und der Herr des Olymps, Iuppiter (Daniel Liu). Leider arbeiteten die übermütigen Verschwörer, allen voran Brutus, ganz entgegen dem göttlichen Plan, Caesar erst zu ermorden, nachdem er unbeliebt gemacht worden sei.
In der fulminanten Senatsszene konfrontieren die Verschwörer Caesar nun nicht nur mit seiner Selbsterhabenheit und der Kritik an seiner Politik, sondern auch mit ihren Messern. Dies obwohl Brutus währenddessen noch einige Zweifel im Gewissen herumspukten.
Zu den berühmten 23 Messerstichen kam es offensichtlich nur aufgrund von Decimus’ Übermut. Zu bemerken ist jedoch auch, dass dieser zwar als Idiotus Maximus dargestellt, jedoch widersprüchlich genial umgesetzt wurde.
Die raffinierten versteckten Anspielungen innerhalb des Stückes reichten von Bibelzitaten bis hin zu Popkultur-Referenzen und auch der an Mythen interessierte Zuschauer kam auf seinen Spaß. Der Humor war es jedoch, der bei mir persönlich am meisten Eindruck hinterlassen hat. Obgleich auch oft übertrieben, sorgte die seriöse Umsetzung des Ganzen und die Kenntnis von der eigenen Wirkung für eine sehr schöne Gesamtstimmung. Tatkräftig unterstützt wurde das Team außerdem durch Falk Hillmer als Legionär und durch das Technikerteam bestehend aus Vincent Biemer und Louis Ostrowski. Noch viel bemerkenswerter wird die Leistung, wenn man sich vor Augen führt, dass Großteile des Drehbuches aus eigener Feder stammen. So waren Jonas Day, Niklas Mühlhausen und Jannis Osterburg nicht nur schauspielerisch unterwegs, sondern auch im Autorenteam, wobei Jannis Osterburg darüber hinaus auch noch für musikalische Begleitung sorgte.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Zahl der AG-Mitglieder durch Abiturabgänger beträchtlich schrumpfen wird, freuen sich die Truppe und Herr Conrad sicherlich über engagierte Schülerinnen, die ebenfalls Interesse am darstellenden Spiel haben.
Niklas Kretzschmar